Umberto Eco: Eine Bibliothek der Welt
Davide Ferrario, Italy, 2023o
A walk through the immense private library of Italian writer and thinker Umberto Eco (1932-2016).
Der Filmanfang etabliert gleich das Thema: Die Kamera folgt einem älteren Herrn durch seine Wohnung, entlang deckenhoher Bücherwände in einen Raum mit noch sehr viel mehr Büchern – bis der Mann mit gezieltem Griff eins aus dem Regal nimmt und nickt: «Ecco qua!» Natürlich handelt es sich um Umberto Eco (1932-2016), den Gelehrten, Semiotiker, Schriftsteller und leidenschaftlichen Leser, für den die Bibliothek eine Metapher für das kollektive Gedächtnis und die ganze Welt war, ein Labyrinth des menschlichen Geistes. Seine Privatbibliothek soll mehr als 30´000 zeitgenössische Bücher und 1´500 seltene und antike Bände enthalten haben. Davide Ferrarios Dokumentarfilm unternimmt einige humorvoll verspielte Exkursionen in diese Welt des Wissens. Er offenbart Ecos Vorliebe für Obskures und Okkultes, für Universalgelehrte wie Athanasius Kircher, fürs Phantastische und Parawissenschaftliche. Eco mochte auch Populärliteratur – und wurde, dank seines Welterfolgs Der Name der Rose, und dessen atmosphärischer Verfilmung, selbst zu einer liebevoll karikierten Comicfigur. Natürlich hört und sieht man den Porträtierten immer wieder selbst, in aufgezeichneten Lesungen, Interviews und Fernsehgesprächen. Von seiner Herkunft und Lebensgeschichte erfährt man wenig. Ferrario versucht Eco vielmehr anhand seiner Sprache und der Originalität seines Denkens nahe zu kommen, mit Hilfe von Schauspielern auch, die aus Ecos Texten zitieren. Vielleicht am interessantesten aber ist das Kapitel über Lügen und Fälschung. Was Eco wohl heute dazu zu sagen hätte?
Kathrin Halter
